Birgit Kannengießer im Dialog mit der Orangerie Gut Ostenwalde
:Take away: nennt Birgit Kannengießer ihre Installation. Für sie ist das Wesen der Orangerie das Ausgangspotential des kreativen Prozesses, in dessen Zentrum das Thema Natur steht. Sie schafft
sieben künstliche Welten aus Natur, natürlichen Materialien und des Abbilds davon. In großen Pflanzkübeln entstehen neue Welten: Gepflanzte Welten, photographierte Welten, durch Wärme und Feuer
veränderte Welten, domestizierte Welten. In allen sorgen die Elemente Feuer, Erde, Wasser, Luft für das tertium comparationis. Vielfältig sind die Assoziationsmöglichkeit, das Nachdenken über
Natur und unseren Umgang mit Natur. Ein Ansatz, der in einer Welt der Klimakatastrophen nur kritische Fragen stellen kann. Wurde in der Entstehungszeit der Orangerien Natur aus fernen Welten
gesammelt, wie Schätze betrachtet, für die Wunder der Natur regelrechte Schatzhäuser gebaut, so hat der Begriff Bodenschätze heute eine gänzlich andere Bedeutung bekommen. Schlagworte wie
Raubbau, irreparable Zerstörung und das Verschwinden, Aussterben bestimmen den pessimistischen Blick auf die Zukunft der Welt. Die Gesellschaft der Entdecker ist durch die der Verbraucher
abgelöst. Ob dieser Prozeß des allzu wörtlich genommenen Auftrags, sich die Welt untertan zu machen durch die Bewußtmachung aufzuhalten ist? So spannt allein der Titel der Installation in seinem
heutigen Sprachduktus die Assoziationskette vom Geben zum Nehmen und beschreibt damit unversehens unser heutiges Verhältnis zur Natur.
Inge Jaehner, Direktorin des Felix Nussbaum Hauses, Osnabrück